Im Himmel über Berlin: Der Fernsehturm wird 50

Die höchste Konstruktion Deutschlands beeindruckt von unten wie von oben. Mit einer Gesamthöhe von 368 Metern kratzt der in der DDR gebaute Fernsehturm sprichwörtlich am Himmel.

Berlin, 26. September 2019 (The Berlin Spectator) — Den Berliner Fernsehturm mit dem höchsten Gebäuden auf dem Planeten zu vergleichen, wäre wohl falsch und verwerflich. Wir tun es dennoch: Auf der Aussichtsplattform des mehr als doppelt so hohen Burj Khalifa in Dubai stehende Zeitgenossen würden sich vermutlich kaputtlachen, wenn das Berliner Bauwerk direkt neben dem Koloss stünde.

Rolle in ‘Octopussy’

Auf diesem Planeten stehen derzeit 49 Gebäude, die höher sind. Aber kommt es auf die Größe an? Nicht wirklich, oder? Hinzu kommt: Es würde sich als recht schwierig herausstellen, etwa vom “Guangzhou CTF Finance Centre” auf Berlin hinunterzublicken.

Als der Fernsehturm in Berlin vor einem halben Jahrhundert, nämlich am 3. Oktober 1969, fertiggestellt wurde, war das zunächst als Fernmeldeturm 32 bezeichnete Bauwerk eine Sensation, was zu einem gewissen Grad noch heute gilt. Der Turm gehört weiterhin zu den zehn beliebtesten Sehenswürdigkeiten in der Bundesrepublik.

DDR-Diktator Walter Ulbricht machte die Planung des Turms zur Chefsache. Foto:
P.H. Junge/Bundesarchiv

Mit 50 wird die Berlin überragende Konstruktion vielleicht langsam alt, was ihrer Bedeutung aber nichts anzuhaben scheint. In allen Fernsehserien und Kinofilmen, die in Berlin spielen, von James Bond’s “Octopussy” bis hin zu “Die Bourne Verschwörung” (im Original “The Bourne Supremacy”) taucht der Fernsehturm mindestens einmal auf.

Probleme im Querformat

Auch Selfies mit dem Riesen sind überaus populär. Das einzige Problem ist hier die Tatsache, dass dies nicht im Querformat funktioniert, es sei denn der Fotograf oder die Fotografin steht mehrere Kilometer weit weg, wie zum Beispiel auf der Oberbaumbrücke.

Von der Aussichtsplattform des Berliner Fernsehturmes hat selbst der Alexanderplatz nur die Größe einer Streichholzschachtel. Ein Besuch da oben beweist zudem, dass es in der Tat möglich ist, das enorme Rote Rathaus in seiner Gesamtheit abzulichten. Von der Plattform aus scheint generell alles möglich.

Das große Geburtstagskind, der Turm, ist unten wie oben ein Touristenmagnet. Die jährlich über 13 Millionen Berlin-Besucher zu beeindrucken ist aber nur ein Zweck. Der andere ist die Ausstrahlung von Radio- und TV-Programmen, mittels der weit oberhalb der begehbaren Turmkugel angebrachten Sender.

Der Alexanderplatz sieht von oben aus wie eine Märklin-Szenerie. Foto: Imanuel Marcus

Gute Sicht, gutes Geld

Wenig überraschend ist die Tatsache, dass die Sicht von oben schlicht hervorragend ist. Dies gilt für Tage mit gutem Wetter. Sowohl die Aussichtsplattform als auch das Restaurant-Café, beide befinden sich auf einer Höhe von gut 200 Metern, bieten einen Blick auf ganz Berlin.

Eine gute Sicht kostet gutes Geld. Die reguläre Eintrittskarte schlägt mit 21,50 Euro zu Buche. Den selben Betrag werden Individuen berappen müssen, die an einem Gang-Tisch im Restaurant-Café Platz nehmen wollen. Ein Fenstertisch, die beste Option in dem wahrlich hohen Hause, kostet noch etwas mehr.

Abgesehen vom Abbild ganz Berlins in den Sehschlitzen der Betrachter bietet das Etablissement Speisen hoher Qualität, darunter Fleischgerichte, Veganermenüs und andere Köstlichkeiten, wie etwa Kirschkuchen oder feine Weine. Auch diese müssen aber bezahlt werden.

Ulbrichts Projekt

In den 1950er-Jahren machte DDR-Diktator Walter Ulbricht schon die Planung des Fernmeldeturmes 32 zur Chefsache. Die Konstruktion begann erst 1965 und sollte vier Jahre dauern. Diverse Wohnblocks und Bürogebäude mussten weichen und wurden daher abgerissen. Dass der höchste Turm Deutschlands in der DDR errichtet wurde und nun ein gesamtdeutsches Wahrzeichen der Hauptstadt ist, bleibt ein interessanter Aspekt.

Schon die Aufzugfahrt in die begehbare Kugel mit einem Durchmesser von 32 Metern ist eine interessante Erfahrung. Der Lift bewegt sich mit einer beeindruckenden Geschwindigkeit von 6 Metern pro Sekunde. Passagiere können während der Fahrt durch ein gläsernes Dach den Fahrstuhlschacht beobachten. Das enorme Tempo wird so gut veranschaulicht.

Berlins Fernsehturm ist nicht das einzige Geburtstagskind. Nur 4 Tage vor ihm, nämlich am 30. September 1969, wurde die allerdings wesentlich niedrigere Weltzeituhr auf dem Alexanderplatz eingeweiht.

Die englische Version dieses Artikels ist hier einsehbar.

Deutsch